Recherche

1. Kriterien für die Recherche

Welche Recherche brauche ich?

Vor jeder Recherche stellen sich die Fragen: Für welchen Zweck recherchiere ich, und wie detailliert muss sie dementsprechend sein?

  • Möchte ich einen Begriff nur verstehen, auf den ich gestoßen ist?
  • Möchte ich gezielt einen bestimmten Sachverhalt, einen Namen, ein Datum in Erfahrung bringen?
  • Möchte ich schnell die wichtigsten Aspekte eines Themas erfassen, um mich für weitergehende Arbeiten orientieren zu können?
  • Möchte ich möglichst umfangreiche Informationen bekommen, beispielsweise für ein Referat oder eine Hausarbeit?

Abhängig von den Antworten auf diese Fragen ändern sich der Recherchaufwand und auch die Recherchetrategien.

 

Was genau suche ich?

Für eine Hausarbeit oder ein Referat ist es ein Muss, wissenschaftliche Literatur zu verwenden. Für die anderen oben genannten Fälle ist das optional. Vor der Recherche muss also klar sein, wie viele Informationen benötigt werden und für welche Zweck ich sie benötige. Und ich sollte mir Gedanken darüber machen, ob ich meine Recherche in der Bibliothek oder online absolvieren möchte (oder vielleicht muss).

Muss ich meine Recherchefunde belegen?

Entscheidend ist auch, ob die gesuchte Information nur für mich gedacht ist oder ob ich sie auch belegen muss. Im ersten Fall wäre Wikipedia wahrscheinlich in der überwiegenden Zahl der eine völlig ausreichende – und oft auch die beste – Wahl. Im zweiten Fall hingegen muss es wissenschaftliche Literatur sein.

2. Recherchestrategien

Punktuell an Informationen kommen

Möchte ich schnell an Informationen über ein Ereignis, einen Sachverhalt oder eine Person kommen oder mich grob über ein Thema informieren, reicht meistens eine kurze Suche im Internet oder in Nachschlagewerken (z.B. Lexika) aus. Zu unterscheiden ist dabei jedoch, ob die Information wissenschaftlich belegt sein muss oder nicht.

 

Nicht-wissenschaftliche Informationsbeschaffung

Bei unbekannten Begriffen, Personen, Ereignissen und Themen reicht häufig bereits eine Google-Suche, Wikipedia oder der Duden aus, um sich für’s Erste ausreichend zu informieren. Nur eine dieser drei Quellen ist jedoch auch eine gute Wahl: die Wikipedia. Von der Verwendung von duden.de und der Beliebigkeit von Google-Suchen (oder noch schlimmer: der direkten Übernahme der höchstplatzierten Definition auf der Google-Ergebnisseite) ist dringend abzuraten. (Die Begründung für diese Empfehlung füllt einen eigenen Artikel, daher gibt es hier nur die Empfehlung, wann immer auch möglich, auf die Wikipedia zurückzugreifen.)

Ein Wikipedia-Artikel liefert für gewöhnlich einen thematischen Überblick und vermittelt Kenntnisse über die wichtigsten Teilaspekte und Zusammenhänge. Insbesondere in der deutschen Wikipedia ist das Angebot an Links und weiterführenden Informationen am Ende des Artikels gut geeignet, zu weiteren (meist schon wissenschaftlichen) Recherchequellen zu führen.

Wichtig ist natürlich, sich darüber im Klaren zu bleiben, dass diese Informationen unabhängig von ihrer Qualität den Regeln des wissenschaftlichen Arbeitens nicht entsprechen und daher im wissenschaftlichen Kontext nicht zitierfähig sind – was natürlich bedeutet, dass ich sie auch für indirekte Belege und Paraphrasen nicht verwenden kann.

Wissenschaftliche Informationsbeschaffung

Falls ich Informationen belegen muss oder sie von vornherein wissenschaftlich abgesichert haben möchte, muss ich anders vorgehen.

Für Personen bietet sich online das Biographieportal oder WBIS an. Ganz generell sollte man bei Personen, Ereignissen und Sachverhalten in fachwissenschaftlichen Lexika fündig werden. Dort sind die Informationen nicht nur wissenschaftlich abgesichert und zitierfähig, sondern sie bieten häufig auch bereits Einstiegsliteratur für das Thema an.

Ein Überblick über die wichtigsten Fachlexika und Handbücher zum Einstieg in eine wissenschaftlich Recherche findet sich hier auf dem Lehrportal in den Literaturlisten Recherche.

Für eine freiere Suche bietet sich außerdem Google-Scholar an, wo man gezielt nach Papern zu bestimmten Themen oder von bestimmten Autor*innen suchen kannst.

„Halbsystematisch“ an Informationen kommen: Das Schneeballsystem

Für Hausarbeiten oder Referate reicht eine kurze Recherche nicht aus, da muss man sich systematischer in das Thema einarbeiten. Dabei gibt es viele verschiedene Strategien zur Recherche. Es ist klar, dass man für eine Bachelorarbeit eine größere Übersicht über die Forschungsliteratur braucht als bei einem Essay.

Bei einem Referat oder einer Hausarbeit meint eine „umfassende Recherche“ für gewöhnlich: Die wichtigsten und einschlägigen Werke sollten dabei sein. Wenn ein Thema neu für mich ist, muss ich natürlich erst feststellen, welche Literatur wichtig ist und welche nicht. Dafür eignet sich das sog. Schneeballsystem gut.

Man beginnt dabei so ähnlich wie bei der punktuellen Informationsbeschaffung. Der Unterschied ist der, dass man möglichst kein allgemeines, sondern ein fachspezifisches Nachschlagewerken für den Start wählt. Diese sind zum Teil auch online abrufbar in Fachdatenbanken. Bei einer Hausarbeit über ein mittelalterliches Thema wäre das zum Beispiel ein Artikel in einem Fachlexikon über das Mittelalter oder ein Handbuch zu einem passenden Themenbereich. (Inzwischen sind viele Fachlexika auch online zu erreichen. Und bei Standardwerken kann es durchaus sein, dass man sie online als ePaper findet, wenn man im OPAC oder Suchportal der Universitätsbibliothek recherchiert.)

Im nächsten Schritt sieht man sich vor allem die Angaben zur weiterführenden Literatur an – am Ende des Lexikonartikels oder im Literaturteil des Handbuchs. (Praktisch: Viele Handbücher bieten genau für diesen Zweck geordnete und/oder kommentierte Literaturlisten an.)

In dieser Literatur findet man dann wiederum weitere Literatur und in jener wiederum weitere. Trotz einer zunehmenden Zahl an Duplikaten wächst die Menge an Literatur jedoch sehr schnell an – wie bei einem Schneeball, der den Hang hinunterrrollt.

Darum muss man bei dieser Strategie zügig entscheiden, welche Literatur weiterhilft und welche nicht. Dafür lohnt es sich vor allem, Einleitungen und Schlusskapitel zu lesen – so kann man leichter einen Eindruck davon bekommen, ob die Literaturtitel relevant für die eigene Aufgabenstellung sind. Auch Rezensionen von wissenschaftlicher Literatur können helfen einzuschätzen, ob die Literatur als wissenschaftlich gut und solide gilt.

Grundsätzlich ist es ratsam, bei der Recherche neuere Literatur zu bevorzugen. Diese ist zwar nicht zwingend besser als ältere, beinhaltet aber aktuellere Verweise auf andere Literatur – oft zusätzlich zu den Verweisen auf ältere Standardtitel. Genau solche Standards sind jedoch trotz ihres Alters oft noch immer bedeutsam und daher nicht zu vernachlässigen.

Das Schneeballsystem darf man nicht als systematische Recherche verstehen. Es ist eine gute Strategie, um sich eine Übersicht über ein Thema zu verschaffen oder um eine kleinere schriftliche Arbeit ohne Anspruch auf „umfassende“ Literaturberücksichtigung zu erledigen. Für eine „große“ Hausarbeit (z.B. im Seminar) sollte man jedoch systematischer vorgehen.

Systematisch an Informationen kommen

HIer helfen vor allem bibliographische Vorarbeiten weiter. Das sind Übersichten von relevanter Literatur für ein bestimmtes Thema. In der Geschichtswissenschaft gibt es diese zuhauf. Zur ersten Orientierung können hier die allgemeinen thematischen Literaturlisten auf dem Lehrportal weiterhelfen. Gold wert sind auch:

Baumgart geht dabei weit über das Mittelalter hinaus, während Goetz viele hilfreiche Informationen in seinem bibliographischen Teil hat. Hier ist nicht unbedingt die Menge, sondern die Qualität der verzeichneten Literatur wichtig für einen guten Einstieg in verschiedene Themen.

3. Weitere Informationen

Tipps

Wenn man nach all diesen Tipps immer noch nicht weiter weiß:

  • In der Geschichtswissenschaft ist die Studienlounge der wichtigste erste Ansprechpartner.
  • Darüber hinaus bietet das Schreibzentrum Hilfe und Unterstützung bei Schreibaufgaben. Hier kann man sich anschauen, was das Schreibzentrum alles macht.
  • Die Universitätsbibliothek bietet Führungen und Schulungen zur Literaturrecherche an.
  • Von ihr gibt es auch Tutorials für die Verwendung des Suchportals.
 

Übungen

Wer das neue Wissen testen und vertiefen will, findet hier Onlineübungen zu den Themen:

 

Erklärvideos

  1. Grundlagen der wissenschaftlichen Recherche: Wie und warum suche ich nach Literatur?
  2. Was ist wissenschaftliche Literatur?
  3. Was ist wissenschaftliche Literatur im Internet?
  4. Wie funktionieren wissenschaftliche Datenbanken wie JSTOR?
  5. Welche Tipps helfen bei der gezielten Suche in Datenbanken?